Seit 15 Jahren ist die Verlagsbranche fortlaufend im Wandel: Mit Beginn der Digitalisierung in den 90er Jahren ist eine regelrechte Hysterie einhergegangen, die den Untergang der Verlage konstatiert. PUNKT PR beleuchtet dieses Phänomen im PR-Blog:
Die Digitalavantgarde behauptet, der Wandel von Print zu Online wäre schlichtweg verschlafen worden und Verlagsmanager würden sich an das angeblich veraltete Geschäftsmodell festklammern. Die Fakten sprechen hingegen für eine positive Entwicklung im Printbereich: Die Deutschen geben jährlich einige Milliarden Euro für Printprodukte aus und die Werbeerlöse von Zeitungen und Zeitschriften belaufen sich auf circa vier Milliarden Euro. Die Umsätze aus Onlinejournalismus (abzüglich der E-Paper-Angebote der Zeitungen) liegen dagegen hinter diesen Zahlen. Das Kernsegment Print sorgt also nach wie vor für einen beträchtlichen Teil der Verlagsumsätze. Eine vollkommene Umstellung auf digitalen Journalismus wäre angesichts dieser Zahlen wohl unangebracht gewesen.
Dennoch gilt: Ohne Onlinejournalismus geht es nicht, besonders nicht für Tageszeitungen. Tageszeitungen sind an das Aktualitätsgebot gebunden. In ihrer Printversion hinkt ein Artikel in Sachen Aktualität deutlich hinterher. Ein Grund, weshalb die Auflagenzahlen von Tageszeitungen rasant sinken. Das Internet bietet ein Plus im Hinblick auf die gebotene Echtzeit-Berichterstattung. Doch fehlt für den gewinnbringenden Erfolg digitaler Inhalte ein zentraler Aspekt: die Zahlungsbereitschaft der Nutzer. Die Versuche der Verlage, ihre digitale Variante durch Bezahlschranken zu finanzieren, trugen bisher keine nennenswerten Früchte. Weitere Finanzierungsmodelle, wie zum Beispiel ein spendenfinanzierter Journalismus durch Crowdfunding oder Stiftungen, konnten sich bisher noch nicht etablieren.
Die Lösung für einen gelungenen Transformationsprozess könnten integrierte Angebote sein: Eine fortlaufend aktuelle und attraktiv aufgebaute Website, aber auch ein Journalismus, der die Qualitäten und Stärken mitbringt, wie sie beispielsweise einer tiefgründigen investigativen Recherche aus einer Wochenzeitung zugrunde liegen. Gemeint ist ein Mix aus den technischen Vorteilen der Netzwelt mit den traditionell für qualitativ befundenen Printinhalten.
Das bedeutet keine gänzliche Ablösung des Printjournalismus, sondern lediglich eine Weiterentwicklung des altbewährten und funktionierenden Geschäftsmodells. Die Umsetzung gestaltet sich zugebenermaßen schwierig: Erfahrene Journalisten möchten anständig bezahlt werden – kein Leichtes, solange Onlineartikel noch kein Geld abwerfen. Und auch unter Gesichtspunkten des im Netz erhöhten Aktualitätsgebotes: Unter enormem Zeitdruck lassen sich Artikel weniger gut recherchieren und aufbereiten.
Es wäre allerdings eine Chance, dem digitalen Journalismus ein hochwertigeres Image zu verleihen und ihn langfristig gesehen für Verlage rentabel werden zu lassen. Qualitativer Journalismus wird von den Lesern gefordert und nur wenn dieser geboten wird, steigen die Reichweite und damit die Preise für die Werbeschaltung. Diese liegen allerdings, und wie schon gesagt, im Onlinebereich noch weit hinter den Anzeigenpreisen von Zeitungen oder Zeitschriften. Beliebt bei Lesern und Werbekunden, ist Print also noch lange nicht überholt.