Nach dem abrupten Ende des neuen interaktiven Sat1-Formats „Rising Star“ sind Castingshows wieder in aller Munde. Gerade einmal 830.000 Zuschauer von 14 bis 49 Jahren verfolgten das Finale. Die erfolgreichen Castingshows „Das Supertalent“ und „The Voice of Germany“ gehen in diesem Herbst in eine neue Runde. Die Shows sind, wenn die Zuschauer sie gut annehmen, ein gefundenes Fressen für die Fernsehsender. Über die reine TV-Ausstrahlung hinaus lässt sich zudem durch CDs und Tourneen eine Menge Geld machen. Daher heute im PR-Blog: Die Vermarktungsmaschinerie der Musikshows.
Die ProSiebenSat1 Media AG gründete 2005 mit Starwatch Entertainment das erste eigene Label, um sich auch die Rechte an den Musikerzeugnissen ihrer Kandidaten zu sichern. Der Sender ist so voll reaktionsfähig und erspart sich die Umwege über andere Partner. Am Ende bleibt wesentlich mehr Geld übrig. Und das lohnt sich momentan richtig, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren geht es dem Musikmarkt wieder besser und es lässt sich ein Aufstieg der Zahlen verzeichnen. Auch RTL bringt mit dem Label „Music for Millions“ in Kooperation mit Sony Music seine ersten Platten auf den Markt. Diese Einkünfte sind wichtig, da sich hier auch längerfristig Einnahmen ohne großartige Investition in Werbemaßnahmen ergeben.
Um die Castingshows effektiv auch musikalisch zu verwerten, ist vor allem das Timing wichtig. Die Veröffentlichung der Sieger-CD des DSDS-Champions erfolgt daher direkt am Tag nach dem Finale, das Album wird sogar schon ca. zwei Wochen danach veröffentlicht. Große Tourneen im Anschluss helfen außerdem, das Format so lange wie möglich in den Köpfen der Fans zu halten. Dabei geht es vor allem um die Marke und nicht um den Gewinner selbst. So veranstaltet „The Voice“ Tourneen mit allen Finalisten. Auch die Merchandise-Artikel sind auf die Show ausgerichtet, das Logo der Show, nicht das Gesicht des Gewinners steht hier im Vordergrund.
Nicht nur Castingshows sind erfolgreich, auch andere Musikformate laufen gut. Shows wie „Sing meinen Song“ oder „Die ultimative Chartshow“ zeigen, dass Musik omnipräsent ist und sich in den meisten Fällen optimal verkaufen lässt. Durch thematisch passende CD-Auskoppelungen, wie „Die erfolgreichsten Singles aller Zeiten“, wird das Geschäft zusätzlich angekurbelt.
Ein Ausblick: In Zukunft wird das Geschäft mit den klassischen, poppigen Castingshows immer schwerer. Alternative Formate, wie das radikale, avantgardistische Popkultur-Magazin „Tracks“ auf Arte oder Live-Konzertaufnahmen auf 3Sat, werden immer beliebter und greifen den großen Sendern Schritt für Schritt Marktanteile ab.