Ein neues LEGO-Set, Müsli-Mischungen oder auch ein Spülmittel, dass nach Hähnchen riecht: Die nächste große Idee für eine neue Kampagne könnte von einem Fan aus einer ganz anderen Ecke der Welt kommen. In einer Zeit, in der kreative Impulse aus der (globalen) Community mehr denn je gefragt sind, hat das sogenannte Crowdsourcing das Potenzial, die Spielregeln im Bereich der Public Relations grundlegend zu verändern. Indem Unternehmen die kollektive Intelligenz der Massen nutzen, können sie nicht nur innovative Ideen entwickeln, sondern auch ihre Zielgruppe enger an sich binden. Dieser Ansatz ermöglicht es Marken, über traditionelle PR- und Marketingstrategien hinauszugehen und Bereiche zu erkunden, in die sie eventuell wohl nie vorgedrungen wären. Doch wie funktioniert Crowdsourcing in der PR, und welche Chancen und Herausforderungen bringt es mit sich?

Was ist Crowdsourcing?

Der Begriff „Crowdsourcing“ setzt sich aus den Wörtern „Crowd“ (Menschenmenge) und „Outsourcing“ zusammen. Es beschreibt den Prozess, bei dem Aufgaben oder Projekte an eine große Gruppe von Menschen ausgelagert werden, meist über das Internet. Dies ermöglicht es Unternehmen, auf kollektives Wissen und kreative Ideen zuzugreifen, die sie intern möglicherweise nicht entwickeln könnten. Angesprochen werden dabei häufig die eigene Zielgruppe oder Fans. Crowdsourcing wird in vielen Bereichen eingesetzt, darunter Produktentwicklung, Designwettbewerbe und natürlich auch in der PR. Die Idee ist, durch die Einbindung einer großen Anzahl von Menschen nicht nur innovative Lösungen zu finden, sondern auch die Zielgruppe oder Community aktiv in die Unternehmenskommunikation einzubinden. Vergleichen kann man Crowdsourcing auch mit dem Gebrauch von „Schwarmintelligenz“, also der Zugriff auf die kollektive Intelligenz von Vielen. Dies wird oft besonders in Zusammenhang mit dem „Crowdtesting“ gebracht.

Einsatz in der PR

In der Public Relations kann Crowdsourcing auf vielfältige Weise genutzt werden. Ein typisches Beispiel ist die Entwicklung von Kampagnen oder Slogans, bei denen Unternehmen ihre Zielgruppe einladen, kreative Beiträge einzureichen. Dies kann über Social-Media-Plattformen, spezielle Wettbewerbe oder Online-Communities geschehen. Durch die Einbindung der Öffentlichkeit in den kreativen Prozess können Unternehmen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Beteiligung schaffen. Dies fördert die Markenloyalität und kann zu einer stärkeren emotionalen Bindung zwischen Unternehmen und Verbraucher:innen führen. Darüber hinaus kann Crowdsourcing dazu beitragen, authentische und zielgruppengerechte Inhalte zu generieren, die in der PR-Arbeit von unschätzbarem Wert sind.

Vorteile und Herausforderungen

Crowdsourcing bietet zahlreiche Vorteile wie zum Beispiel die Möglichkeit, eine Vielzahl von Perspektiven und Ideen direkt von der Kundschaft zu erhalten. Dies kann zu innovativen Lösungen und einem Wettbewerbsvorteil führen. Zudem kann die Einbindung der Öffentlichkeit zu einer stärkeren Identifikation mit der Marke und einem positiven Image beitragen. So hat LEGO es geschafft, das eigentliche Kinderspielzeug auch an eine erwachsene Kundschaft zu bringen, in dem man die erwachsene Community über die LEGO IDEAS Plattform nach neuen Designs und Set-Ideen fragte. Das zeigt unter anderem, dass Crowdsourcing ein sehr kosteneffizientes Vorgehen ist, da Unternehmen so auf oft teure externe Agenturen verzichten können.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen beim Crowdsourcing sowie das Risiko, das die Ergebnisse richtig nach hinten losgehen können. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist ein Spülmittel-Wettbewerb von Pril. Auf der Suche nach einem neuen frühlingshaften Design befragte man die Community nach ihren kreativen Vorschlägen. Womit wohl keiner gerechnet hat, war die Idee eines Users: Spülmittel, dass lecker nach Hähnchen schmeckt. Die humorvolle Zeichnung erreichte die meisten Votes und überzeugte das Internet, das Unternehmen Henkel aber eher weniger. Dieses Beispiel zeigt, dass die Qualität der eingereichten Beiträge stark variieren kann, was es wiederum sehr zeitaufwändig gestaltet, wertvolle Inhalte aus der Masse herauszufiltern. Zudem besteht das Risiko, dass sensible Informationen nach außen dringen oder dass die Erwartungen der Teilnehmenden nicht erfüllt werden, was zu Enttäuschungen führen kann. Unternehmen müssen daher klare Richtlinien und Erwartungen kommunizieren und den Prozess sorgfältig steuern, um die Vorteile von Crowdsourcing optimal zu nutzen.

Crowdsourcing in der PR bietet ein enormes Potenzial, um die Öffentlichkeit direkt in die Markenkommunikation einzubinden und von der Kreativität und den Ideen einer breiten Masse zu profitieren. Während die Vorteile vielfältig sind, sollten Unternehmen auch die Herausforderungen berücksichtigen und einen strukturierten Ansatz verfolgen, um das volle Potenzial dieser Strategie auszuschöpfen. Richtig eingesetzt, kann Crowdsourcing nicht nur zu innovativen PR-Lösungen und Kund:innenbindung führen, sondern auch zu nie zuvor dagewesene Kreationen.