Wer kennt es nicht: Man sitzt in einem Café, läuft durch die Innenstadt oder geht im Park spazieren und entdeckt ein Kleidungsstück, das man auch gerne hätte. Wer zu schüchtern ist auf die Person zu zugehen und zu fragen, wo sie das Teil gekauft hat, sucht vermutlich vergeblich danach. Eine Antwort auf diese Problematik liefert Künstliche Intelligenz. Bei dem sogenannten Fotoshopping muss der Nutzer lediglich unauffällig ein Foto von dem gewünschten Produkt machen. Dann durchsucht die Bilderkennungs-KI das Netz nach dem gefragten Teil und liefert in Echtzeit Online-Angebote des Produktes oder ähnlicher Artikel.
Das Smartphone via App nachrüsten
Zum ersten Mal wurde Fotoshopping auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt: Der Smartphonehersteller LG präsentierte dort das Model LG V30S ThinQ, in das die sogenannte QLense integriert wurde: eine Bilderkennungs-KI. Diese basiert auf der Google Lens und funktioniert genau wie eine klassische Suchmaschine – nur auf der Basis von Bildern anstatt von Text. Während diese Funktion zu Beginn nur auf ausgewählten Geräten funktionierte, ist mittlerweile eine Nachrüstung für jede Handykamera möglich. Nutzer müssen sich dafür lediglich eine der Apps runterladen: „Google Lens“ oder „CamFind“. Dann können sie Produkte, Orte, Barcodes, Bücher oder Medien fotografieren. Auch für Pflanzen und Tiere, die sich in der Umgebung befinden, soll die Funktion verwendet werden können.
Vorreiter in Deutschland sind H&M, Otto und Amazon
Während das Shopping mit der Handykamera in anderen Ländern wie China längst sehr geläufig ist, zählt die Funktion in Deutschland noch zu einem Geheimtipp. Aktuelle Vorreiter im virtuellen Shoppen sind H&M, Otto und Amazon – sie bieten das Fotoshoppen bereits an. Dem Kunden ist dabei natürlich eine Treffgenauigkeit besonders wichtig. Das ist nicht immer so leicht, da die Produkte vom Nutzer aus unterschiedlichen Perspektiven fotografiert werden. So wird es für Anbieter zunehmend wichtiger, Produktfotos in vielen verschiedenen Perspektiven online zu zeigen, um so eine höhere Trefferquote zu erreichen.
Auch für die Werbebranche bietet der Trend Fotoshopping eine neue Möglichkeit der Platzierung. Amazon hat dies bereits erkannt. In der Bildsuche werden zuerst die Händler angezeigt, die sich einen Werbeplatz erkauft haben. Dies kann allerdings auch dazu führen, dass Bilder mit weniger optischer Ähnlichkeit zum Kundenfoto zuerst angezeigt werden.