Interview am Bridgestone Messestand in Genf

„Nach Rückschlägen kannst du aufstehen oder liegenbleiben. Ich bin aufgestanden.“

Der Schweizer Bobpilot Clemens Bracher und Susanne Böhlen, Leiterin des Olympic Team Support bei Swiss Olympic, im Gespräch am Bridgestone Messestand in Genf

Medaillenhunger, verstopfte WCs und Emotionen im Olympischen Dorf – Marco Schwarzenbach, Marketingverantwortlicher bei Bridgestone Schweiz, blickt gemeinsam mit dem Schweizer Bobpilot Clemens Bracher und Susanne Böhlen, Leiterin des Olympic Team Support bei Swiss Olympic, hinter die Kulissen der Olympischen Winterspiele. Anlässlich der Kampagne „Chase Your Dream“ von Reifenhersteller Bridgestone sprach Spitzensportler Bracher am Bridgestone Messestand beim Internationalen Automobil-Salon Genf über Träume, Rückschläge und Peking 2022.

Marco Schwarzenbach: Vor einem Jahr wurde genau hier am Bridgestone Messestand die Partnerschaft von Bridgestone mit den Olympischen Spielen verkündet. Hinter Großsportevents wie diesen stecken gleichzeitig viele helfende Hände, die unverzichtbar sind. Frau Böhlen, was sind die wichtigsten Aufgaben als Leiterin des Swiss Olympic Team Support?

Susanne Böhlen: Unser grösstes Ziel ist, dass wir für Sportler, Trainer und Funktionäre bestmögliche Rahmenbedingungen vor Ort schaffen. So können sich die Athleten und Teams auf den Sport konzentrieren. Dazu gehören Transport, Unterkünfte und generell jegliche Fragen, die vor Ort aufkommen. In PyeongChang war das Swiss Olympic Team in fünf verschiedenen Unterkünften untergebracht; alleine im Olympischen Dorf in PyeongChang hatten wir 168 Betten, da herrschte fast Hotelbetrieb mit stetigem Kommen und Gehen. Bei dem einen ist mal das WC verstopft, beim anderen die Dusche kaputt – es wurde also nie langweilig.

Marco Schwarzenbach: Andere Länder andere Sitten, was war in PyeongChang besonders schwierig zu organisieren?

Susanne Böhlen: Die Vorbereitung fängt nicht erst vor Ort an, wir bereiten uns ungefähr vier Jahre im Voraus darauf vor – ähnlich wie die Sportler selbst. Eine Herausforderung war die Suche einer externen Küche für unseren Koch beim Snowboard- und Ski Freestyle Team in Bokwang. Die Küchenstandards in Südkorea entsprechen nicht denen der Schweiz. Es gibt zum Beispiel kaum Küchen mit einem Backofen, den wir in der Schweiz doch öfters nutzen. Der Koch hat aber viel Flexibilität gezeigt und das Team war mit dem Essen auch ohne Backofen sehr zufrieden. In den Olympic Villages ist das Angebot sehr vielfältig und umfasst ein sehr internationales Angebot; somit gab es da für alle etwas.

Marco Schwarzenbach: Sie haben den Transport angesprochen – wie hoch ist der Aufwand, dass alles punktgenau an Ort und Stelle ist?

Susanne Böhlen: Der Aufwand ist beträchtlich. Im November haben wir schon einen grossen Container verschifft. Am 29. Januar wurden die letzten Athleten nominiert und am 1. Februar ist bereits der erste angereist. In der Zwischenzeit muss alles vorbereitet sein. Deswegen ist es wichtig, dass alle Materialien schon frühzeitig vor Ort sind. Nur ein kleiner Teil der Sportgeräte – zum Beispiel die Bobs – wurden per Flugfracht angeliefert. Die Skier der Athleten waren bis zum letzten Moment im Einsatz und wurden deshalb als persönliches Gepäck auf dem Flug transportiert.

Marco Schwarzenbach: Stichwort Bob, Herr Bracher: Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Sie in PyeongChang dabei waren. Wie haben Sie die Olympischen Winterspiele erlebt?

Clemens Bracher: Es war unglaublich spannend. Überall blinkt es, überall bunte Lichter und Lampen – auch im Olympischen Dorf. Für uns als Team war es einfach grossartig, die Qualifikation in nur vier Jahren zu erreichen. Wir haben unseren Traum immer verfolgt – auch wenn wir manchmal dafür belächelt worden sind. Das hat uns eher noch mehr angespornt. Wir blicken jetzt nicht nur auf die Olympischen Winterspiele zurück, sondern auf die ganze Saison und nehmen die positiven Gefühle mit. Wir wissen jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Marco Schwarzenbach: Dabei hatten Sie auch schwierige Momente. 2013 haben Sie sich nach einem schweren Schicksalsschlag zurückgekämpft. Was für einen Tipp haben Sie für Nachwuchssportler, um dahinzukommen, wo Sie heute stehen?

Clemens Bracher: Rückschläge sind im Sport normal – den einen trifft es mehr, den anderen weniger. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: aufstehen oder aufgeben. Meinen Hirnschlag in der Vorbereitung auf Sotschi 2013 konnte keiner voraussehen. Aber ich liebe meine Sportart und habe mich deshalb für die extreme Variante entschieden: aufstehen und als Bobpilot nach PyeongChang fliegen.

Marco Schwarzenbach: Frau Böhlen, hatten Sie die Möglichkeit, trotz des straffen Zeitplans auch mit den Athleten vor Ort mitzufiebern?

Susanne Böhlen: Ja, mitfiebern kann man immer – auch schon im Vorfeld. Ich denke hier zum Beispiel an die Zeit der Nominierung der Athleten. Für jeden einzelnen geht es dann darum, seine eigene Bestleistung abzurufen: Für manche sind das Medaillen, für viele Athleten ist aber bereits die Selektion für die Olympischen Spiele ein Meilenstein. Dann geht es darum, dass jeder seine persönliche Bestleistung abrufen kann. Es ist immer sehr schön zu sehen, wenn eine Athletin oder ein Athlet diese Bestleistung an den Spielen auch abrufen und zeigen kann.

Marco Schwarzenbach: Und jeder Sportler geht mit seinen Gefühlen nach dem Wettkampf dann anders um?

Susanne Böhlen: Im Olympischen Dorf prallen die Emotionen nach den Wettkämpfen aufeinander. Die einen sind am Boden zerstört und müssen aufgebaut werden, die anderen feiern ihre Medaille. Das ist immer eine Art Balance-Akt für mich, da ich ja nicht jeden Sportler wirklich persönlich kenne. Man versucht dann zu verstehen, was im jeweiligen Moment richtig ist: Der eine möchte einen Kaffee und quatschen, der andere möchte seine Ruhe.

Marco Schwarzenbach: Herr Bracher, wie gehen Sie mit Emotionen und dem Druck vor einem sportlichen Wettkampf um? Arbeiten Sie mental dagegen an?

Clemens Bracher: Es gibt ganz unterschiedliche Methoden, mit Druck umzugehen. Unser Vorteil bei den Olympischen Winterspielen war, dass wir ohne Erwartungen an die Sache herangegangen sind. Unseren Traum haben wir uns mit der Teilnahme bereits erfüllt. Ich bin eher ein ruhigerer Typ, fokussiere mich in der entscheidenden Situation und mir ist dann egal, was links und rechts passiert.

Marco Schwarzenbach: Wie geht es jetzt weiter?

Clemens Bracher: Wir haben unseren grossen Traum von den Olympischen Winterspielen immer verfolgt – bis wir ihn uns dieses Jahr erfüllen konnten. Das macht uns sehr glücklich. In den letzten Tagen und Wochen habe ich mir dann die Frage gestellt: Medaille in Peking 2022 oder aufhören? Ich weiss jetzt wie es sich anfühlt, bei den Olympischen Winterspielen dabei zu sein und welch enormer Aufwand und welche Vorbereitung dahinterstecken. Wenn wir ein zweites Mal dabei wären, wollen wir um Medaillen mitfahren! Vor diesem Hintergrund klären wir jetzt beruflich und privat ab, welchen Weg wir gehen, welche Option realistisch ist. Noch ist keine Entscheidung gefallen. Klar ist aber: Mein Hunger ist nach der Teilnahme jetzt noch grösser als zuvor und mein Traum ist es, eine Medaille für die Schweiz daheim an die Wand zu hängen.

Das Interview ist Teil der Bridgestone Kampagne „Chase Your Dream“. Die Kampagne des Reifenherstellers soll Menschen aller Altersgruppen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Leidenschaften inspirieren und dazu motivieren, niemals aufzugeben und für ihre Träume zu kämpfen. „Chase Your Dream“ spiegelt zudem das Ziel des Unternehmens wider, mithilfe seiner Produkte und Dienstleistungen Menschen zu verbinden und immer sicher an ihr Ziel zu bringen – egal wie die Bedingungen sind. Darüber hinaus soll die Kampagne das Engagement von Bridgestone als offizieller weltweiter Partner der Olympischen Spiele in der Schweiz sichtbar machen.

Bridgestone Europe mit der Zentrale in Brüssel, Belgien, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bridgestone Corporation, dem weltweit führenden Unternehmen der Reifen- und Gummibranche mit Sitz in Tokio, Japan. Bridgestone Europe betreibt ein F&E-Zentrum, ein Testgelände sowie 14 Produktionsanlagen und Büros in mehr als 60 Ländern mit mehr als 18.200 Mitarbeitern. Premium-Reifen von Bridgestone Europe werden weltweit verkauft. Die Vertriebsgesellschaften Bridgestone Deutschland GmbH in Bad Homburg vor der Höhe, die Bridgestone Europe Niederlassung Schweiz in Spreitenbach und die Bridgestone Europe Niederlassung Österreich in Wien sind als DACH-Region zusammengefasst. Als Central Region (BSCER) decken sie den wichtigsten europäischen Markt ab.

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