Die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Berlin, Sandra Scheeres, zeichnet den Verein „MORUS 14 e.V.“ als Landessieger des DEICHMANN-Förderpreises für Integration aus.
„MORUS 14 e.V.“ ist ein überwiegend spendenfinanzierter, gemeinnütziger Verein der 2003 in Berlin für Kinder und Jugendliche aus dem Neuköllner Rollbergviertel gegründet wurde. Die Mitarbeiter des Vereins können jährlich bis zu 200 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 20 Jahren mit ihren Mentoringprogrammen unterstützen. Das macht über 20 Prozent der sechs bis 18-Jährigen im Kiez aus. Dabei stützen sie sich auf die Arbeit von rund 150 Ehrenamtlichen, die als Mentoren für die Bildung und Integration der Kinder und Jugendlichen fungieren. Sie begleiten die Kinder und Jugendliche bei jeder Phase ihres Lebens, von der ersten Klasse bis zur Ausbildung oder dem Studium. Durch die sehr unterschiedlichen Freiwilligen lernen Kinder und Jugendliche die Vielfalt der berliner bzw. der deutschen Gesellschaft kennen. Berührungsängste und gegenseitige Vorurteile werden dadurch nachhaltig abgebaut. „Nichts ist wichtiger für junge Menschen als eine Vertrauensperson zu haben, die ihnen zur Seite steht und die für sie ein Vorbild und Ratgeber sein kann. Vielen Kindern im Rollbergviertel fehlt eine solche Unterstützung. Deshalb ist das Engagement von Morus 14 und seinen Mentorinnen und Mentoren von unschätzbarem Wert. Sie begleiten und fördern diese Kinder und Jugendlichen, und sie eröffnen ihnen Wege in den Beruf. Damit setzen sie genau an den beiden Punkten an, die entscheidend dafür sind, dass Integration gelingt: Bildung und eine berufliche Perspektive“, lobte Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, in ihrem Grußwort den Verein. Zusammen mit Ulrich Effing vom DEICHMANN-Förderpreis überreichte sie eine Urkunde sowie das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Seit 13 Jahren engagiert sich DEICHMANN für die berufliche Integration von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Ausgezeichnet werden Initiativen, die auf verschiedenen Ebenen helfen, Kinder und Heranwachsende in Beruf und Gesellschaft einzugliedern. Der Preis hat u.a. Projekte im Blick, die Menschen mit Migrationshintergrund helfen. Ausgezeichnet werden Projekte, die nachhaltig und kreativ mithelfen, jungen Menschen den Weg ins Berufsleben zu ebnen.
Bessere Zukunftsperspektiven
Das Rollbergviertel gilt als sozialer Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit. Der Bewohneranteil, der bereits mit Polizei und Justiz in Berührung gekommen ist, ist hoch. Rund 50% der rund 5.700 Einwohner aus 30 verschiedenen Nationen beziehen Transferleistungen (Hartz IV und andere). Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund liegt bei ca. 70%. Knapp ein Drittel der Bewohner ist jünger als 25 Jahre. Die größte Herausforderung im Rollbergviertel ist eine auffällige Bildungsferne in allen Bevölkerungs- und Altersgruppen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kinder extrem kiezbezogen aufwachsen. Ihre Wahrnehmung der Welt reicht selten über die Großfamilie oder ihren engeren Kiez hinaus.
Um den jungen Bewohnern des Rollbergviertels bessere Bildungschancen, Zukunftsperspektiven und Lebensbedingungen zu ermöglichen, hat MORUS 14 vier altersspezifische Programme entwickelt.
Das „Netzwerk Schülerhilfe Rollberg“ richtet sich an Kinder und Jugendliche ab acht Jahren. Es bietet mindestens einmal in der Woche eine anderthalbstündige kostenlose Betreuung durch ehrenamtliche Mentoren. Diese unterstützen bei schulischen Aufgaben, bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen und ermöglichen ihren Mentees Einblicke in verschiedene gesellschaftliche Schichten und Lebensentwürfe. Auch Ausflüge außerhalb des heimischen Kiezes stehen auf dem Programm.
Seit September 2016 gibt es nach demselben Prinzip für eine Grundschulklasse das Pilotprojekt „Fit und schlau – von Anfang an“. Die ehrenamltichen Mentoren haben sich vorgenommen, jedes Kind von der ersten bis zur sechsten Klasse zu begleiten. „Rollberg bergauf“ spricht Oberschüler ab der 9. Klasse an. Für den Übergang von der Schule zur beruflichen Ausbildung / zum Studium bietet ihnen MORUS 14 eine professionelle Ausbildungsberatung. Ergänzend baut MORUS 14 Kontakte zu Firmen auf, die passende Praktikums- und Ausbildungsplätze anbieten können. Im Neuköllner Rollbergviertel leben überwiegend muslimische Kinder und Jugendliche. Im Projekt „Shalom Rollberg“ werden auf ungezwungene Weise gegenseitige Berührungsängste abgebaut. In von jüdischen Freiwilligen geleiteten Gruppen werden beispielsweise Englischunterricht, Sport oder Theaterkurse angeboten. Wer gemeinsam gearbeitet und gelacht hat, fühlt sich nicht mehr so fremd.