Jeder kennt sie, jeder nutzt sie – täglich, stündlich, im Minutentakt: Ein Umgehen der Internet-Plattform Google ist kaum mehr möglich. Begonnen mit einer technischen Innovation 1998 im kalifornischen Menlo Park, ist Google heute die mächtigste Plattform der Welt. Ihre Geschichte ist eine ambivalente. PUNKT PR zeichnet sie nach.
Wie jene von zahlreichen großen Musikbands beginnt auch die Erfolgsgeschichte von Google in einer Garage: 1998 programmieren Larry Page und Sergey Brin eine Suchmaschine, die dem Prinzip der Fußnote folgt: Je öfter sie in wissenschaftlichen Texten auf eine Quelle verweisen desto wichtiger wird sie. Auf diesem Prinzip konstruieren sie den Pagerank-Algorithmus, der Websites, auf die mehrere Links verweisen, höher bewertet als andere. Damit ist die Suchmaschine bereits von Beginn an eine Abbildung von Nutzerverhalten.
Aus der Anfangszeit von Google stammt der Satz, der bis heute als Unternehmensmission auf der Website des Unternehmens steht: „Das Ziel von Google ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nutzbar zu machen.“ Das hört sich ausnehmend positiv an. Doch worin besteht das zerstörerische Potential von Google?
Es liegt in seiner Suchfunktion. Mit der Schaffung der Möglichkeit von eigenen Werbeformaten seit 2003 gilt: Onlinewerbung ist umso mehr wert, desto persönlicher und zielgerichteter sie ist. Mit jeder Suchanfrage wächst der Datenschatz von Google, mit dem Werbung noch zielgerichteter platziert werden kann.
Die aus der Suchfunktion entwickelten Anwendungen machen Google, mit dem mobilen Betriebssystem Android, 2008 zum Plattformbetreiber. Android macht das Smartphone zum Alltagsassistenten. Mit den neuen Anwendungen generiert Google abermals Daten und erhält so ziemlich allumfassendes Wissen über die Nutzer, welches das Unternehmen wiederum für die eigene Produktentwicklung nutzt und die es noch mächtiger werden lässt.
Die Kombination aus Suchfunktion und Plattform-Gedanken macht Google stärker als Facebook, Apple und Microsoft. Mit der Entwicklung von Google zur allumfassenden Plattform, wird ökonomische Macht neu definiert: War es früher möglich, eigene Vertriebswege zu wählen, führt heute kein Weg mehr an einer etablierten Plattform vorbei.
Die Plattformökonomie ersetzt heute zunehmend das alte Mediamodell. Natürlich kann dies auch Vorteile haben: Die Nutzung der bestehenden Infrastruktur ermöglicht etwa eine Fokussierung auf die Kernkompetenzen. Dennoch: Die Plattformen profitieren immer mit. Und: Wer nicht mitmacht respektive in der Google-Suche nicht erscheint, ist praktisch inexistent.
Die aktuelle Gründergeneration, insbesondere im Silicon Valley, denkt fast immer in Plattformen und verweist auf die Kraft der Disruption, die es jungen Programmierern ermöglicht, in Märkte einzugreifen. Sie sind es, die sich irgendwann auch gegen die Internet-Giganten stellen könnten. Aber noch ist es nur eine Plattform, die die Geschichte von Innovation und Zerstörung erzählt – und das ist Google.