Ende April wurde die „Digital News Initiative“ (DNI) ins Leben gerufen – eine Kooperation zwischen Google und mehreren europäischen Zeitungshäusern. Unter anderen haben sich große deutsche Verlage wie die „Süddeutsche Zeitung“, der „Spiegel“ und die „Zeit“ dem US-Konzern angeschlossen. Für die Journalisten soll es im Rahmen dieser Zusammenarbeit vor allem Weiterbildungen zu digitalen Themen geben. Doch was genau versprechen sich die Verlage von der DNI?
Die Journalismus-Branche ist bezüglich des Zusammenschlusses noch recht skeptisch und negative Äußerungen der DNI gegenüber machen die Runde: Von Beeinträchtigung der Unabhängigkeit des Journalismus bis hin zu „Spionage“ und „Schweigegeld“ sind Stimmen zu vernehmen. Teilweise, so die Meinung der Kritiker, werden die teilnehmenden Zeitungshäuser zu Opfern des Konzerns degradiert. Google soll sich in den europäischen Journalismus einkaufen. Doch für den US-Giganten steckt hinter der Digital News Initiative ein ganz anderer Gedanke: Der hochwertige Online-Journalismus soll gestärkt und gefördert werden. Befürworter der DNI glauben, dass die gesamte Medienbranche von der Kooperation profitieren könne.
Die teilnehmenden Verlage betonen, dass die Berichterstattung trotz des Zusammenschlusses unabhängig bleibt. Es geht ihnen nicht um das Geld, sondern um die zahlreichen Möglichkeiten, die aus der Zusammenarbeit mit dem US-Konzern erwachsen. Die Digital-Geschäftsführer einiger Kooperations-Partner haben ganz konkrete Vorstellungen und Fragen an Google. Sie möchten beispielsweise herausfinden, wie und ob in den Metadaten eines Artikels ein Verweis eingebaut werden kann, ob der Journalist selbst vor Ort recherchiert hat oder die Informationen über Nachrichtendienste wie die dpa erhalten hat. So könnte ein Artikel hinsichtlich seiner Qualität gekennzeichnet werden. Auch für die Vermarktung von Videos ist der Zusammenschluss hilfreich. Bessere Reichweiten können erzielt werden, die ein Verlag alleine nicht würde aufbringen können.
Einen gewissen Eigennutz der Digital News Initiative verspricht sich mit Sicherheit auch Google. Schließlich ist die Investition des US-Giganten mit 150 Millionen Euro beachtlich. Wie genau die Vor- und Nachteile des Zusammenschlusses aussehen, kann allerdings nur die Zukunft zeigen. Falls die Versprechungen seitens des US-Konzerns jedoch nicht gehalten werden, ziehen die Verlagshäuser ihre Konsequenzen daraus und werden, laut Geschäftsführer der „Zeit Online“, die Digital News Initiative wieder verlassen.