In den vergangenen Jahren wurde das Bild der FIFA in der weltweiten Öffentlichkeit desaströs beschädigt. Die Liste der Vorwürfe ist lang: altgediente Funktionäre, die sich der Modernisierung widersetzen und sich verzweifelt an ihren Posten festkrallen, Vetternwirtschaft, Korruption, undurchsichtige Vergabeverfahren bei Großveranstaltungen, Wettskandale, Verschwendung, Profitgier, und, und, und.

Das aktuellste Beispiel: Rund 15 Milliarden Dollar kostet die aktuelle Fußball-WM. Die Fußballorganisation trägt daran allerdings nur knapp zwei Milliarden Dollar. Darin enthalten sind 576 Millionen Dollar Antrittsgagen, Prämien und Vorbereitungskosten der 32 Teams sowie die Abstellgebühren für die Arbeitgeber der Profis. Der Umsatz liegt nach aktuellen Schätzungen 2014 bei etwa fünf Milliarden Dollar. Während ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung weiterhin ohne Strom, fließend Wasser und professioneller medizinischer Versorgung lebt, pumpt Brasilien somit 13 Milliarden Dollar an Steuergeldern in moderne Stadien, die nach der Weltmeisterschaft kaum Verwendung finden werden. Grund genug für die Brasilianer gegen die Veranstaltung auf die Straße zu gehen.

Die Reaktion der FIFA: Niemand habe Brasilien gezwungen, zwölf Stadien nagelneu zu errichten oder aufwendig zu renovieren. Dies ist streng genommen zutreffend. Der Verband hätte sich auch mit acht bis zehn Spielstätten zufriedengegeben. Die Aussage ist trotzdem der Inbegriff von misslungener Krisenkommunikation. Die moderne Öffentlichkeit ist kritischer geworden. Das Weiterschieben von Verantwortung oder einfache platte Parolen stellen die Gesellschaft nicht mehr zufrieden. Die Skandale um die WM verbreiten sich über die soziale Medien schneller als es vor einigen Jahren noch denkbar gewesen wäre.

Ähnlich verhält es sich mit der Rechtfertigung, die FIFA sei eine „gewinnorientierte Organisation“. Von der Struktur des Fußballweltverbands ist auch dies sicherlich zutreffend, allerdings unterliegt der Verband dem Schweizer Vereinsrecht und zahlt somit auch keine Einkommenssteuer. Somit eine weitere Aussage, die sich für die FIFA vor kurzer Zeit zu einem Boomerang entwickelte.

Die Probleme des Fußballweltverbandes im Umgang mit der modernen Öffentlichkeit sind schon seit Jahren offensichtlich. Die FIFA setzt in der Krisenkommunikation zu sehr auf die klassischen Instrumente und vernachlässigt die sozialen Netzwerke, über die sich ein Großteil der Zielgruppe informiert und sich die Geschehnisse zurzeit am schnellsten verbreiten.

Doch ob im Falle der FIFA eine professionelle Krisenkommunikation überhaupt noch zu einem Imagewandel führen kann, ist mehr als fraglich. Aufgrund der Vielzahl an schweren Vorkommnissen, die teilweise auch fest mit einzelnen Funktionären verknüpft sind, erscheint nur ein Wechsel der Führungsetage, im Optimalfall eine Neustrukturierung, in Verbindung mit einem modernen Kommunikationskonzept zielführend. Ob der konservative Fußballweltverband dies tatsächlich in Erwägung zieht, erscheint derzeit allerdings mehr als unwahrscheinlich.

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